Ende und Ausblick

Ein geistiges Gespräch mit

Roland van Vliet anlässlich seines

zweiten Todestages (18. April 2016)

 Der nachfolgende Dialog ist eine zugespitzte Zusammenfassung mehrerer „freundschaftlicher Nachtgespräche“, die sich um die Themen Tod und Auferstehung rankten. Diese Verständigungen fanden während der Zeit auf Ostern zu und dann in der ersten Aprilhälfte 2018 auf geistiger Ebene statt. Bereits zu Lebzeiten fühlten sich viele Menschen um Roland van Vliet stark mit ihm verbunden, da er es verstand, seine grosse Herzensgüte mit seinem andächtigen Interesse für jeden Einzelnen zu verströmen. Nie wollte er Guru sein, viel lieber Freund oder Bruder und war stets offen für die tiefen Gedanken seines Gegenübers. Seine liebevolle und fragende Haltung in milder Präsenz ermutigte einen, die eigenen verborgenen Einsichten auch wirklich zu äußern.

Roland: Lieber Freund Christian, ich habe Dir –

zusammen mit vielen anderen Menschen – viel über

den Manichäismus erzählt und versucht, die grossen Imaginationen von Mani auszubreiten. Nun interessiert mich die Resonanz in Deiner Seele und was Du für die Zukunft siehst oder vielleicht sagen könntest.

Zunächst aber die Frage nach dem geschichtlichen Untergang dieser geistigen Strömung: Warum, denkst Du, wurde der Manichäismus ausgerottet?

 

Christian: Ich kann es mir nur so erklären: Wissen ist Macht und muss daher geheim gehalten werden. Das ist für mich auch ein Grund, weshalb auf Mysterienverrat die Todesstrafe steht - oder besser: stand.

 

Roland: Das ist noch etwas knapp. Wie meinst Du das genau?

 

Christian: Die grossen Imaginationen, die Du angesprochen hast, beinhalten ein Wissen, das für einige eigentlich in Mysterienstätten geheim gehalten werden sollte und nicht für die Bevölkerung gedacht sei. Demnach war/ist die Lehre des Manichäismus für mich eine allgemeine Mysterienoffenbarung des wahren Christentums. Gleichzeitig trägt der Manichäismus in sich das friedenstiftende Potential, der gemeinsame Nenner aller Religionen zu sein, was aber deren Machteinfluss mindern könnte. Auch darum musste er sicher vom Erdboden verschwinden.

 

Roland: Das ist ein gewagter aber interessanter Aspekt. Kannst Du das noch weiter ausführen?

 

Christian: Ich denke zunächst, wir sollten diese geistige Strömung selbst innerhalb des grossen Rahmens betrachten, den Mani durch seine grandiose Kosmologie so ausgedehnt weit gefasst hat und der durch andere spirituelle Forscher wie Rudolf Steiner bestätigt worden ist.

 

Roland: Das ist eine gute Idee. Was also heißt das für Dich?

 

Christian: Wenn wir die Menschheit betrachten, wie sie - als

„Ebenbild Gottes“ oder „Spiegelbild des Göttlichen“ erschaffene Gesamtheit - den Gang in die Niederungen der Materie angetreten ist und damit ihren himmlischen Ursprung kontinuierlich vergessen hat, wurde durch diesen Abstieg die Selbstentfremdung immer stärker und die Not der Geistesferne immer größer.

In dieser erreichten „Umnachtung“ war ein lichtvoller Impuls „Not-wenig“ um die Menschen wieder aus dem Schlaf zu führen und erneut für den göttlichen Geist zu öffnen. - So kam Christus zu uns Menschen auf die Erde und lebte uns das zukünftige Menschsein vor.

 

Roland: So denke ich auch. Und wie erklärst Du Dir aus diesem Vorgang nun die Vernichtung des Manichäismus?

 

Christian: Die Tatsache, dass sich im Leben Jesu der Gott direkt mit dem Menschen verband, kann für die Christen die Notwenigkeit aufheben, den Gott im fernen Jenseits suchen zu müssen. - Das haben besonders diejenigen verstanden, welche das innere Christentum leben wollten. Daher waren nun diese Lichtapostel um und nach Mani, die mit dem tiefen Wissen um die Geheimnisse des Menschseins betraut waren und mit ihrem Bemühen um Reinheit das Göttliche im Menschen leben wollten, eine Bedrohung für die weltlichen Machtgelüste der sich in den Strukturen des römischen Reiches organisierenden Kirche. Diese Konkurrenz musste also ausgeschaltet werden.

 

Roland: Du meinst, weil die weltliche Kirche mit ihrem geistlichen Anspruch der Stellvertreterschaft auf solche Menschen keinen Einfluss mehr ausüben konnte?

 

Christian: Ja genau – und das gilt ja bis heute.

 

Roland: Nun, ich nenne ja den Manichäismus immer auch den zweiten Hauptstrom des Christentums und habe das in meinen ersten Büchern und meiner Dissertationsschrift auch wissenschaftlich nachweisen können. Wenn Du jetzt mit Deinen Worten sagst, dass der Manichäismus eine allgemeine Mysterienoffenbarung des wahren Christentums sei, welches alle Religionen vereinen könnte, was denkst Du, ist er denn für Dein Verständnis nicht doch selber auch eine Religion?

 

Christian: Ja schon - der Manichäismus trat zwar als Religion auf und wurde als solche verstanden und dann eben ausgerottet – im Grunde genommen ist er aber für mein Verständnis durch die praktizierte Seelenkultivierung eine durch den Syzygos bzw. Paraklet inspirierte Erweckung des inneren Christus in jedem Menschen. Somit ist auch das Christentum selber für mich keine im engeren Sinne verstandene Religion – es ist eine gnadenvolle, göttliche „Wiedererinnerung“ und „Verinnerlich(t)ung“, die aber dann in eine religiöse Bewegung mit fälschlichen Machtansprüchen entglitten ist.

 

Roland: Was denkst Du, warum bezeichnen die christlichen Kirchenvertreter bis heute auch das Christentum als eine Religion?

 

Christian: Eine Religion bietet ihren Anhängern mit den Anweisungen und Regeln eine gewisse Sicherheit, nimmt ihnen andererseits aber auch ein Stück weit die Eigenverantwortung und verhindert die Selbstermächtigung – die Macht der eigenen Größe. Die eigentliche Macht soll ja bei der Religion und deren Führern verbleiben. Und mit dem Religionsrahmen können sie verschleiern, dass jeder Mensch selbst ein Christus sein kann. - So betrachtet war Jesus mit seinem Christus-Sein wirklich der „Prototyp“ des künftigen allgemeinen Menschseins.

 

Roland: Und Du meinst, diese kühnen Sichtweise wäre auch auf den Manichäismus anzuwenden? Kannst Du mir sagen, was daran manichäisch ist?

 

Christian: Nun, denken wir an das, was dem Manichäismus quasi in übler Nachrede nachgesagt wird: Er teile die Welt dualistisch in Gut und Böse. In gewisser Hinsicht kann man dieser Beurteilung ja keinen Vorwurf machen, denn sie entstammt einem Bewusstseinsstand innerhalb der dritten Dimension. - Bereits im Bewusstsein der fünften Dimension heben sich die Gegensätze als solche auf, weil man aus einer höheren Warte schaut. Das ist vielleicht noch Zukunftsmusik , kommt aber immer stärker zum Vorschein. Diese Erhöhung des Bewusstseins beinhaltet aber auch eine Intensivierung der Liebeskraft.

 

Roland: Einverstanden. Und was ist daran nun spezifisch manichäisch?

 

Christian: Eben: Der Reinheits- und Läuterungsgedanke im Manichäismus ist doch auch eine Vorbereitung und Einladung an Christus in die eigene Seele und damit eine Höherschwingung des Bewusstseins mit einer grenzenlosen Dankbarkeit dem gesamten Leben gegenüber. Das bedeutet doch zugleich diese Steigerung der Liebesfähigkeit zu allen Dingen und Wesen, die im väterlichen Urgrund wurzeln und aus ihm hervorgegangen sind. Der Christus ist die göttliche Dimension in jedem Menschen, die der Sphäre von Raum und Zeit enthoben ist. Hier heben sich die Gegensätze auf und die umfassende Einsicht in das lebendige Werden und Vergehen durchdringt das eigene Sein. Aus dieser Sphäre heraus ist auch die Opfertat des Bösen zu ermessen. Das böse Gewordene, inklusive der Erfahrung von Krankheit und Tod, durch welche wir unsere Freiheit erwerben konnten (indem wir uns ebenfalls vom Göttlichen entfernt hatten), wird mit Liebe und Dankbarkeit wieder ins Licht gehoben. - Solange wir uns eng und konfrontativ-dualistisch dem Bösen entgegenstellen, kann es nicht verwandelt werden. Ja, innerhalb dieser Gegenüberstellung ist dies völlig unmöglich, da es eine ängstigende Bedrohung ist, die verabscheut werden muss. Es bedarf des Christusbewusstseins und damit des eigenen Christus-Seins um das vom Urgrund sich gesonderte Böse aus der Weisheit und der Liebe trösten und erlösen zu können. Nur so kann ich die künftige Intention eines wiedererstandenen Manichäismus verstehen, der dann vielleicht einen anderen Namen trägt.

 

Roland: Ich denke, nun ahne ich, was Du ausdrücken willst. Es sind Gedanken, die in der Zukunft sicher noch konkreter ausgedrückt werden können. Aber ich fühle, dass sie in die richtige Richtung deuten. - Wer hat Dich inspiriert, so über Christus zu denken?

 

Christian: Durch die Beschäftigung mit den uralten und zugleich ganz aktuellen Lehren von Ramtha, dem Erleuchteten, stiess ich auf diese Dimension und fand auch diesen Text von ihm, in welchem er das „Ungeheuerliche“ ausdrückt, was sich bisher kein Sterblicher zu sagen getraut hatte, nämlich, dass es unserer Aufgabe und Größe entspricht, selber ein Christus zu sein.

 

Roland: Gut also, dass dieses Gespräch im Geiste stattgefunden hat. Herzlich Dank für Deine Gedanken!

 

Christian: Lieber Roland, ich danke auch Dir für Deine Fragen und all das, was Du uns an Verständnis für den Manichäismus weitergegeben hast. Darüber hinaus waren für mich auch Deine Gedanken zum dreifaltigen ICH eine erlösende Offenbarung und ich bin mir sicher, dass das, was Du in Deinem letzten Buch philosophisch ausgedrückt hast, auch zum göttlich-geistigen Verständnis des Menschen und damit des Christus beitragen wird. Tief verbundenes Danke!

 

Roland: Wir sehen uns, guter Freund.

 

Christian Moos